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Total Recall (Paul Verhoeven, USA 1990)

Erinnerungen werden überschätzt. Weiß nicht jeder, wie trügerisch unser Gedächtnis manchmal ist? Das muss auch Bauarbeiter Douglas Quaid (Arnold Schwarzenegger) erfahren, als er sich bei der Firma Rekall Inc. die Erinnerungen an einen Mars-Urlaub implantieren lässt. Ein Ego-Trip-Paket, durch das er den Urlaub nicht als er selbst, sondern als Geheimagent erlebt, bucht er gleich mit. Kurze Zeit später sind alle hinter Quaid her. Erlebt er einfach den ihm von Rekall eingepflanzten Abenteuerurlaub oder ist er vielleicht wirklich der Geheimagent Hauser, der berufen ist, den Mars zu retten?

Social Viewing, die zweite (weitere Infos bei Peter). Nun ist „Total Recall“ an der Reihe. Dass die Wahl auf den Film gefallen ist, hat mich sehr gefreut. Zum einen, weil es schon länger her ist, dass ich ihn gesehen habe, und weil ich durch „RoboCop“ neulich richtig Lust auf Verhoeven-Filme bekommen habe; zum anderen, weil das Remake des Films ansteht und man will ja vorbereitet sein.

Der Film beruht auf einer Story von Phillip K. Dick (mit der sie aber nicht mehr viel gemein hat), das Drehbuch hat mein Held Dan O’Bannon zusammen mit Ronald Shusett und Gary Goldman geschrieben. Wie man es von Verhoeven gewohnt ist, bietet auch „Total Recall“ viele Schauwerte, eine Menge Action und verhoeventypische Sozialkritik (die allerdings lange nicht so ätzend ausfällt wie bei „RoboCop“ oder „Starship Troopers“). Und natürlich ist der niederländische Regisseur wieder nicht zimperlich, wenn es um explizite Szenen geht. Abgetrennte Gliedmaßen, zerfetzte Körper, explodierende Köpfe – sehr schön, alles dabei! Negativ macht sich allerdings bemerkbar, dass „Total Recall“ nicht besonders gut gealtert ist. Vor allem die technischen Gadgets und Kulissen wirken heute, gut 20 Jahre später, schon naiv und seltsam altmodisch. Was mich aber nicht weiter gestört hat, geht der Film  doch gut nach vorne und bietet genug Spektakuläres, dass man gar nicht in Versuchung kommt, sich zu sehr an irgendeinem Detail zu stören. Auch schauspielerisch geht der Film in Ordnung. Schwarzenegger war nie für sein großartiges Minenspiel bekannt, aber in diesem Film passt sein etwas unbeholfenes Agieren ganz gut. Auch die anderen Darsteller passen: Sharon Stone als seine  undurchsichtige Frau Lori, der tolle Michael Ironside als rechte Hand des Oberbösewichts Cohaagen, gespielt von Ronny Cox sowie einige weitere starke Nebenfiguren. Nur Rachel Ticotin fällt als love interest Melina etwas ab.

Neben den offensichtlichen Schauwerten zieht der Film seine hintergründige Spannung natürlich aus der Frage, was echt ist und was nicht. Auch wenn diverse Figuren Quaid einreden wollen, dass er träumt, gibt es auf der anderen Seite erdrückend viele Indizien, dass Quaid wirklich Hauser ist. Ja, je weiter der Film voranschreitet, desto deutlicher tritt eine Geschichte in den Vordergrund, die in der Erzähllogik so stimmig ist, dass sie wahr sein könnte. Für mich ist dies der interessanteste Aspekt des Films: Obwohl alles am Schluss so wunderbar zusammenpasst, ist der Zweifel nicht ausgeräumt. Wie könnte er auch?

Wir können aus unserer Wahrnehmung nicht hinaustreten und sie von außen auf ihre Richtigkeit beurteilen. Hauptsache, sie ist für uns stimmig. Auch der Psychotiker interpretiert die Ereignisse so, dass sie für ihn sinnvoll sind. Hinzu kommt, dass der Großteil unserer Wahrnehmung aus Gedächtnisleistungen besteht. Überspitzt formuliert könnte man auch sagen: Erinnerungen sind alles was wir haben. Ob das, was wir wahrnehmen oder das, an was wir uns erinnern in irgendeiner Beziehung zur Welt steht, wie sie wirklich ist, werden wir niemals wissen. Auf den Film bezogen: Ob Quaids Abenteuer echt oder eine implantierte Erinnerungen sind, werden wir nie mit letzter Sicherheit entscheiden können – ganz egal wie viele Hinweise wir für die eine oder andere Variante aufhäufen. Aber wir dürfen natürlich hoffen. Und deswegen wünsche ich Quaid/Hauser auch, dass er mit seinem athletischen, brünetten Urlaubsflirt noch ein paar schöne Tage auf dem Mars verbringen kann eher er aufwacht – wenn er aufwacht.

Bild © Kinowelt
 
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3 Kommentare zu „Total Recall (Paul Verhoeven, USA 1990)

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