Die Zombiefilm-Welle ebbt nicht ab. Wirkliche Innovationen sind aber leider Mangelware. „World War Z“ macht hier nicht wirklich eine Ausnahme, setzt aber immerhin Akzente indem er das Zombiethema als Katastrophenstoff interpretiert.
Der Inhalt, der sich nur vage an der Romanvorlage von Max Brooks („World War Z: An Oral History of the Zombie War“) orientiert, ist schnell erzählt: Weil eine Zombie-Epidemie die Welt heimsucht und droht, die gesamte Menschheit auszulöschen, macht sich UN-Berater Gerry Lane (Brad Pitt) auf die Suche nach den Ursachen der Katastrophe – und einem Gegenmittel. Spannender als die Story liest sich allerdings die Produktionsgeschichte des Films, die selbst schon wie eine mittelschwere Katastrophe anmutet: Zahlreiche Entlassungen, kreative Differenzen, Streit. Und kurz vor Schluss fällt den Machern auch noch auf, dass das Ende so nicht funktioniert. Explodierende Kosten. Und weil das ganze ausgegebene Geld wieder rein soll, wird der Film so weit weichgespült, dass er in den USA auf PG 13 kommt. Wie unter solchen Umständen ein guter Blockbuster entstehen soll, ist mehr als fraglich.
Dementsprechend offensiv springen die Probleme des Films dem Zuschauer ins Gesicht. Zu den drei offensichtlichsten gehört die schon erwähnte „Entschärfung“ des Stoffs, um auch jüngeren Zuschauern den Gang ins Kino zu ermöglichen. Das ist aus wirtschaftlichen Gründen durchaus nachvollziehbar, aus künstlerischen aber nicht. Schädigender als die Entscheidung, den Weltuntergang in light zu zeigen, erweist sich aber das unentschlossene Drehbuch. Es gibt kein echtes Ziel der Geschichte, keinen wirklich roten Faden, nichts, das den Zuschauer ernsthaft mitfiebern lassen würde. Das Story-Element um Lanes Familie, die sich auf einem Flugzeugträger in vermeintlicher Sicherheit befindet, soll wohl für Dramatik sorgen, wirkt aber letztendlich konstruiert und lenkt von dem ohnehin nicht sehr deutlichen roten Faden um Lane ab. Dieser reist um die Welt und sucht recht planlos nach Patient Zero bzw. einem Gegenmittel, an das der Zuschauer beim Ausmaß der Epidemie nicht mehr so recht zu glauben vermag. Entsprechend verwundert ist man dann am Ende, wenn der Held eins und eins zusammenzählt und sich die Lösung des Zombieproblems als gar nicht so schwierig erweist. So wird wieder einmal das Ausmaß der Katastrophe relativiert. Brad Pitt zeigt sich nebenbei bemerkt nicht unbedingt als der perfekte Kandidat für die Hauptrolle, da er durch seinen Glamour zu viel Aufmerksamkeit auf den eigentlich sehr passiven, beobachtenden Charakter zieht.
Dass „World War Z“ dann aller Kritikpunkte zum Trotz doch ein passabler Film geworden ist, verdankt er der Inszenierung des seit „A Quantum Of Solace“ zu Unrecht bei vielen gering geschätzten Mark Forster. Ich werde ja nicht müde zu betonen, dass es sich bei besagtem Film um einer der besten Bonds überhaupt handelt. (In dem einzig wahren Bond-Podcast „Im Gehörgang Ihrer Majestät“ erwähne ich das möglicherweise auch ein paar mal in der Folge 8, zu der ich als Gast geladen war.) Und auch bei „World War Z“ hat Forster wieder großes geleistet. Z.B hat er ein außerordentliches Gespür für die globale Dimension der Geschichte. Besonders in den Massenszenen, wie man besonders bei der genialen Exposition des Films oder auch der Passage in Jerusalem sieht, zeigt Forster was er kann – und eröffnet nebenbei dem Zuschauer einen völlig neuen Blick auf das Genre. Die um sich greifende Ansteckung und die Bewegungsgeschwindigkeit der Infizierten liefern die Grundlage für Szenen, in denen die Zombie-Epidemie einem Tsunami gleich durch die Straßen von New York City bricht und alles Leben mit sich reißt oder die Heilige Stadt im wahrsten Sinne unter sich begräbt. Solchen Szenen und anderen einfallsreichen Momenten ist es zu verdanken, dass dies ein Film geworden ist, der auf der großen Leinwand einige Wirkung entfaltet. So würde ich zumindest denen, die neugierig auf die möglichen Facetten des Genres sind und die mal einen richtig teuren, bildgewaltigen Hybrid aus Katastrophen- und Zombiefilm sehen wollen von „World War Z“ nicht abraten.