#horrorctober zum Dritten. Diesmal mit der Hitchcock-Hommage „Do You Like Hitchcock“ (OT: Ti piace Hitchcock?), einem Film, der beweist, dass Dario Argento mitnichten seit den späten 1990ern nur Ausschusswahre herstellt. Bei „Sleepless“ (2001), quasi einem Best-of des eigenen Schaffens, konnte ich mich ja schon mit eigenen Augen überzeugen, dass Argento durchaus da noch in der Lage war, starke Filme zu machen. Und auch „Do You Like Hitchcock?“ beweist nicht das Gegenteil. Die Vorzüge des Films sind allerdings weniger die für den Regisseur früher typischen Merkmale wie der formale Einfallsreichtum, die Elemente aus dem Genre des Giallo und die in die Irre geführte Wahrnehmung (des Protagonisten wie auch des Zuschauers) gehören.
Der Filmstudent Giulio (Elio Germano) beobachtet sehr gerne die schöne Nachbarstochter Sasha (Elisabetta Rocchetti). Als deren Mutter umgebracht wird, folgert der Cineast messerscharf, dass es die Tochter und deren Bekannte Federica (Chiara Conti) gewesen sein müssen – schließlich hat er die beiden in der Videothek erwischt und sie über Alfred Hitchcocks „Strangers on a Train“ reden hören. Zusammen mit seiner Freundin Arianna (Cristina Brondo) nimmt Giulio die Ermittlungen auf.
„Do You Like Hitchcock“ ist ein ruhiges, manchmal fast schon entspanntes Gruselvergnügen mit – das macht ja schon der Titel überdeutlich – vielen Giallo- und noch mehr Hitchcock-Referenzen. Neben besagtem „Strangers on a Train“ werden auch fleißig Filme wie „Rear Window“, „Dial M for Murder“ und „Vertigo“ zitiert. Und auch Bezüge zu seinen eigenen Filmen herzustellen, vergisst Argento in diesem für’s TV produzierten Film nicht. Mich hat diese verspielte Gegenüberstellung zweier Meister des Spannungskinos jedenfalls gut unterhalten und irgendwie auch amüsiert – vielleicht weil Agento in dieser Liebeserklärung die großen Fußstapfen seines Vorbilds einerseits nicht annähernd ausfüllt, andererseits so selbstbewusst hineintritt, dass man – wie so oft bei Argento – das Gefühl bekommt, es würde ihm um etwas anderes gehen als das Offensichtliche.
Was sich mir jetzt beim ersten Anschauen und ohne zu recherchieren nicht erschlossen hat, ist der Anfang des Films: Dieser zeigt einen jungen Giulio, der zwei Frauen beobachtet, die in einer Waldhütte ein Huhn schlachten. Der Junge wird bemerkt, kann aber fliehen. Allerdings nicht ohne noch die Schreie der Frauen zu vernehmen. „You’ll be sorry, I’ll kill you, You’ll never get away from us“, rufen sie ihm nach. Ich deute die Worte jetzt einfach mal so, dass Giulio dazu verflucht wird, für den Rest seines Lebens ein Beobachter zu sein. Kein Wunder, dass er sich für ein Filmstudium entschlossen hat.