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The Zero Theorem (Terry Gilliam, UK / Rumänien / Frankreich / USA 2013)

Wenn da nicht sein Job wäre – er knackt für eine Firma Entitäten – würde Qohen Leth (Christoph Waltz) am liebsten den ganzen Tag zu Hause sitzen und auf den Anruf warten, der ihm den Sinn seines Lebens verrät. Dann erlaubt Management (Matt Damon) Qohen auf einmal die Heimarbeit, er muss dafür allerdings als Gegenleistung das sogenannte „Zero Theorem“ lösen. Unterstützt wird er dabei von Managements Sohn Bob (Lucas Hedges) und der Prostituierten Bainsley (Mélanie Thierry). Sollte er den Code knacken, winkt als Belohnung genau jener Anruf auf den er seit Jahren verzweifelt wartet.

Terry Gilliam hat der Welt schon so manches Meisterwerk beschert. Allen voran „Brazil“, seine persönliche Version von Orwells „1984“, aber auch den rührenden „König der Fischer“, die kultige Bibelsatire „Das Leben des Brian“, den düsteren Endzeitfilm „12 Monkeys“ und den schrägen Zeitreise-Trip „Time Bandits“. Doch er hatte es selten leicht mit seinen Filmen. Ein permanenter Kampf gegen die Studios, kreative wie auch finanzielle Restriktionen und tragische Zufälle wussten schon so manches seiner Werke zu beeinflussen oder sogar zu verhindern. Fast wirkt sein Schaffen wie das des Don Quijote – einen Film den er – erfolglos – seit Jahren zu realisieren versucht. Mit „The Zero Theorem“ hat er es ein weiteres Mal geschafft, dem Nichts einen Film abzuringen. Das ist zunächst mal etwas sehr Schönes! Wenngleich „The Zero Theorem“ alles andere als ein freundlicher Etwas geworden ist. Hinter dem bunten Reigen ist die gewohnte Gesellschaftskritik des unangepassten Filmemachers unschwer zu erkennen, doch die Bitterkeit des Films, die man vielleicht erst auf den zweiten Blick erkennt, ist sogar für Gilliam ungewöhnlich.

Was seine Geschichten verbindet, ist das Thema Fantasie. Aber nicht solche Art von Fantasie, die bei Einhörnern schon ihr Ende findet. Gemeint ist Fantasie als Gegenpol zur konformisierenden Gesellschaft, als menschliches Vermögen und potentiell grenzenloses Refugium innerhalb unserer Köpfe, Fantasie die letzten Endes nichts weniger ist als die Voraussetzung für Freiheit schlechthin. Darum geht es auch in „The Zero Theorem“. Hier stellt Gilliam die Sinnfrage. Der Film ist ein buntes Potpourri aus seinen Ideen. Munter mischt Gilliam Fragmente aus seinen Stoffen zusammen, fertig ist das Alterspatchwork, ein Museum der aussortierten Dinge, ein Schrottplatz seiner ganz persönlichen Ideen-Geschichte. Lustig ist das nicht und nicht immer unterhaltsam, mitunter sogar etwas nervig. Aber es ist mit der Eindringlichkeit eines Mannes vorgetragen, der weiß, dass er gegen Windmühlen kämpft. In der alternativen Realität des Films kommt Gilliam dann auch zu dem gar nicht so alternativen, sondern sehr wirklichkeitsnahen Ergebnis, dass die Suche nach einer tieferen Bedeutung längst zugunsten zügellosen Konsums aufgegeben wurde. Freiheit, Glück, Sinn hat das System beinahe jeden glaubend gemacht, ist nur innerhalb des Systems möglich. Lediglich der Protagonist, Qohen Leth, der in einer heruntergekommenen Kirche haust, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Eine Zeit lang glaubt er, dass irgendwann das Telefon klingeln und eine Stimme ihm den Sinn seiner Existenz offenbaren wird. Traurig ist Gilliams Film nicht deswegen, weil Qohens Glauben zum Schluss erschüttert wird, sondern weil er Erlösung findet – in einer quietsche-bunten, künstlichen Traumlandschaft von der Stange.

 
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