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In The Cut (Jane Campion, USA / Australien 2003)

Nach fast drei Wochen unfreiwilliger Film-Abstinenz habe ich endlich mal wieder was gesehen. Und zwar „In The Cut“, welches ein sonderbar uneindeutiger Film ist und das nicht nur weil sich Meg Ryan vor meinem inneren Auge mehrmals in Nicole Kidman verwandelt hat (die ja, aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht, tatsächlich für die Rolle vorgesehen war). Der ganze Film ist ein seltsam oszillierendes Etwas irgendwo zwischen Pulp, Poesie und Politik. Erzählt wird die Geschichte der Englischlehrerin Frannie (Meg Ryan), die zunächst in einer Bar beobachtet, wie ein Paar Sex hat. Den Mann kann sie nicht erkennen, sieht nur seine auffällige Tätowierung am Handgelenk. Kurze Zeit später steht die Polizei in Gestalt von Detective Giovanni Malloy (Mark Ruffalo) vor ihrer Tür. Die beobachtete Frau ist tot, umgebracht von einem Serienkiller, Frannie wurde in der Bar gesehen und der Kopf der Toten wurde in ihrem Garten gefunden.

Virginia Woolf meets Brian de Palma: Jane Campions Film ist ein klassischer, atmosphärischer Serienkillerfilm auf der einen, ein mit wahnsinnig vielen Bezügen, Symbolen etc. bis zum bersten vollgestopftes Kunstwerk auf der anderen Seite. Beide Seite haben hier Qualitäten, so ganz fügt sich das aber nicht zu einem homogenen Ganzen zusammen. Viele tolle Momente gibt es ohne Frage, mitunter war ich beinahe berauscht von den Bildern, die wie Blicke durch ein schmutziges Fenster auf eine Welt wirkten, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Diese Fantasiefragmente sind manchmal kaum mehr als Szenen aus einem Groschenroman, dann wirken sie wieder wie eine geistreiche Reflexion über… ja, über was eigentlich? Irgendwas mit Männern und Frauen sicherlich. Frauen wollen Liebe, die Männer sind bestenfalls vulgäre Sex-Maniacs, in der Regel aber völlig durchgeknallte Wracks, was man ihnen nur nicht auf den ersten Blick ansieht. Ob sich Campions Einschätzung auf das Genre bezieht, in dem er beheimatet ist oder auf die wirkliche Welt, gibt der Film nicht preis.

Ein wenig hat mich „In The Cut“ an die Satz-Schnipsel an Frannies Wand erinnert (sie sammelt Poesie, die sie an ihre Zimmerwand heftet): Jeder Satz ist für sich genommen schön, doch tritt man einen Schritt zurück und sieht sich das „Kunstwerk“ aus der Entfernung an, verlieren die Details ihre Bedeutung. Neue Muster entstehen, die aber noch nicht so recht ein Bild ergeben wollen. Was bleibt ist ein großes Durcheinander.

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