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When Animals Dream (Alexander Arnby, Dänemark 2014)

Ich habe den Film zwar schon vor ein paar Monaten im Kino gesehen, hier aber noch nachträglich eine kleine Erinnerungsstütze:

Marie (Sonia Suhl), die mit ihrem Vater (Lars Mikkelsen), ihrer an den Rollstuhl gefesselten, apathischen Mutter (Sonja Richter) in einem kleinen dänischen Dorf wohnt. Seit einiger Zeit schon verändert sich Maries Körper, was von ihrem Vater und dem Dorfarzt (Stig Hoffmeyer) misstrauisch beobachtet wird. Als die Wandlung offenkundig wird, interessieren sich auch die anderen Dorfbewohner für sie. Vornehmlich auf junge Männer hat Marie eine besondere Wirkung, die von Begehren bis zu offen gezeigtem, aggressivem Verhalten reicht. Als die Stimmung umschlägt, ist nur Daniel (Jakob Oftebro) bereit, der verfolgten Frau zu helfen.

Zugegeben, neu ist Arnbys Verknüpfung des „Werwolf“- und „Coming of Age“-Themas nicht. Besser gefällt mir z.B. „Ginger Snaps“, weil ich ihn reichhaltiger fand und spritziger fand. Wenn Jon Fawcetts Film ein kleines, freches Mädchen ist, dann ist Arnbys ein Lethargiker. Tatsächlich geht es dem Regisseur weniger darum, dem Genre-Fan klassische Lykantrophenkost zu servieren als seine Geschichte möglichst behut- und einfühlsam zu erzählen, was ihm ein wenig auf Kosten des Unterhaltungswerts auch recht gut gelingt. Ihm geht es um die Entwicklung der Protagonistin, einer jungen Frau, die anders ist und die davon träumt, ihre Wünsche auch ausleben zu dürfen; und vielleicht geht es sogar ganz allgemein um die Rolle der Frau und den Druck der Gesellschaft, sich möglichst widerstandslos in sie einzufügen. Arnbys Film wirkt wie eine morbide Fabel zu diesem Thema, die sich in verträumter Weise mit dem sexuellen Erwachen einer seiner Protagonistin – und der Reaktion ihrer Umwelt darauf – auseinandersetzt. Träume können schön sein, wie schon der von Weichzeichnern, Überblendungen und Unschärfen gekennzeichnete Anfang des Films suggeriert – aber auch grausam. Während das Tier davon träumt, ein Mensch zu sein, ist der Mensch wach viel zu oft eine Bestie. Das zeigt der Verlauf des Films, wenn die Dorfbewohner zur Hetzjagd auf die haarige Marie ausrufen. Hier zeigt sich: Zum wichtigstem im Leben gehören gute Freunde, solche, die uns beistehen, wenn wir in Not sind. Diesen Aspekt teilt „When Animals Dream“ mit dem Meisterwerk „Let the Right One In“. Wie dieser ist Arnbys Film nämlich nicht nur ein originelles Coming-of-Age, sondern auch ein starkes Plädoyer für Toleranz.

Weitere Vorbilder waren für Arnby nach eigenem Bekunden übrigens so unterschiedliche Filme wie Brian de Palmas „Carrie“ und Debra Graniks „Winter’s Bone“. Die Kraft dieser Vorlagen wird zwar nicht ganz erreicht, sehenswert und wichtig ist der Film über den Wolf im Weibe aber trotzdem.

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Ein Kommentar zu “When Animals Dream (Alexander Arnby, Dänemark 2014)

  1. Oh, der „Winter’s Bone“ Vergleich ist gar nicht mal so schlecht. Zumindest was die Trostlosigkeit und die kargen Landschaftsbilder anbelangt. Das ist übrigens auch ein Aspekt, der mich generell bei skandinavischen Filmen immer wieder aufs Neue reizt.

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