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Trauma (Dario Argento, Italien / USA 1993)

Als sich Aura (Asia Argento) das Leben nehmen will, kommt ihr der Zeichner David (Christopher Rydell) zur Hilfe. Kurze Zeit später wird die junge Frau von der Polizei festgenommen und zu ihren Eltern (Piper Laurie & Dominique Serrand) gebracht. Als diese in der darauf folgenden Nacht von einem Killer umgebracht werden, ruft Aura David um Hilfe. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Mörder.

Und wie so oft bei Dario Argento liegt auch hier des Rätsels Lösung um den traumatisierten Killer tief in der Vergangenheit begraben; und wie z.B. auch „Sleepless“, der 8 Jahre später folgen sollte, wirkt „Trauma“ schon wie eine Art Best-Of oder vielleicht besser – wie eine thematische Zusammenschau von Argentos Schaffen. Sein erster amerikanischer Film mutet zwar insgesamt etwas anders an als seine italienischen Vorgänger, ist aber immer noch unverkennbar ein Werk des Regisseurs, über das es viel Positives zu sagen gibt: Tolles Licht, eine eigenartige Stimmung, das sympathische Hauptdarsteller-Pärchen, einige recht spannende Momente, eine Handvoll fieser Morde… Bis der Zuschauer weiß, wer der Killer ist, muss er viele falsche Fährten und Holzwege beschreiten, aber das ist – wie so oft – gerade das Schöne bei den Filmen des Italieners.

Komplett in den Bann gezogen, wie manches seiner anderen Werke, hat mich „Trauma“ trotzdem nicht, wobei ich auf keinen Fall sagen würde, dass der Film in irgendeiner Hinsicht unzulänglich wäre. Er ist nur eben nicht ganz so eigen wie einige der Vorgänger, mit denen sich Argento seinen Ruf erarbeitet hat. Er ist eher ein Querschnitt seines Werks für ein anderes Publikum, das sich, wie der Titel schon sagt, mit einem Grundthema des Filmemachers auseinandersetzt: dem Trauma als einer seelischen Verletzung, die häufig einer körperlichen Verwundung nachfolgt und in dem Opfer zu einer Stressspannung führen kann – die es oftmals als weitere Folge selbst zum Täter bzw. zur Täterin werden lassen. Diese Kausalität ist in seinen Filmen nicht selten zu beobachten, auch wenn sich Argento weniger für die psychologischen Facetten des Themas zu interessieren scheint als für die Tatsache, dass frühkindliche Verletzungen und die – zeitlich weit auseinanderliegenden – Folgen überhaupt zusammenhängen, ohne dass wir es auf den ersten Blick wahrnehmen können. Oftmals ist dieser Zusammenhang genau vor unseren Augen, doch von unserem auf Autopilot geschalteten Wahrnehmungsapparat nicht gleich zu erkennen. Auch in „Trauma“ liegt das Geheimnis im Unbewussten verborgen und auch hier ist es eigentlich offensichtlich – wenn man nur in der Lage gewesen wäre, genau hinzusehen. Dieses Gefühl zu vermitteln, dass da etwas ist, das sich aber knapp außerhalb des Sichtfelds versteckt, beherrscht Argento meisterhaft.

An „Trauma“ ist ansonsten noch auffällig wie verkopft er daher kommt. Zumindest wenn man Argentos neues Faible für Enthauptungen so deutet. Die Köpfe sprechen nach der unfreiwilligen Entfernung vom Halse sogar gelegentlich noch ein wenig, was einige Zuschauer bereits als die ersten Anzeichen der in den 1990er Jahren einsetzenden Trashisierung des einstigen Meisterregisseurs deuten. Ich für meinen Teil mochte es, auch wenn ich nicht mit Sicherheit sagen könnte, was das bedeuten soll. Vielleicht dass das Leid sowohl über das Individuum als auch den Tod hinausreicht, was ja sowohl im Hinblick auf Argentos Gesamtwerk als auch für einen Film mit dem Titel „Trauma“ Sinn machen würde.

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