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Manhattan Baby (Lucio Fulci, Italien 1982)

Ich habe noch so einige Lücken, was das Werk von Lucio Fulci angeht. Und das darf natürlich nicht sein. Deswegen werde ich mir in den folgenden Wochen alles, was mir von ihm in die Hände fällt, zu Gemüte führen. Den Anfang meiner planlosen Reise durch sein Schaffen macht der allgemein eher wenig geschätzte „Manhattan Baby“ (OT: L’Occhio del male), an dem weder die Splatter-Gourmets unter Fulcis Anhängern, noch diejenigen, die eher seine atmosphärischen, häufig surrealistischen Werke zu schätzen Gefallen gefunden haben. Auch mich konnte der Film nicht gerade zu Jubelstürmen hinreißen, aber ein wohlgesonnenes „hat was“ ist auf jeden Fall drin.

Zum „Inhalt“ (es geht um ein verfluchtes Amulett, mit dessen Hilfe der Geist eines bösen Pharaos von den Kindern eines Wissenschaftlers Besitz ergreift), muss man nicht viel sagen. Die Geschichte scheint, wie so oft bei Fulci, als notwendiger aber lästiger Ballast. Doch anders als beispielsweise im Vorgänger „The New York Ripper“ (OT: Lo Squartatore di New York), mit dem „Manhattan Baby“ den Handlungsort teilt, geht es dem Italiener hier auch nicht darum, möglichst unappetitliche Situationen in Szene zu setzen, sondern um… – ja um was eigentlich? Auf den ersten Blick ist sein Film ein recht konventionelles Gruselstück, auf den zweiten aber auch wieder nicht, weil das alles nicht besonders spannend ist und auch nicht wirklich Sinn ergibt. Figuren kommen und gehen, manchmal sterben sie, mitunter verschwinden sie auch einfach, hier leuchten mal die Augen blau, da liegt auf einmal Wüstensand auf dem Boden des Kinderzimmers, in der Schublade ist ein Skorpion, und im Finale erwachen Tierpräparate zum Leben. Kraut und Rüben. Der Film wirkt wie eine luschig erzählte Mischung aus „Poltergeist“, „The Exorcist“ und „The Mummy“ (nur ohne Mumie), in der nicht einmal der böse Pharao weiß, was er eigentlich will. Qualitativ hochwertig ist das sicherlich nicht – den Vorwurf, der Film wäre irgendwie konventionell oder der Expressionist Fulci habe sich hier nicht richtig ausgelebt, kann man so aber nicht stehen lassen. Trotz der etwas zähen Story, die nicht so richtig in Gang kommen will und viel Leerlauf, gibt es auch immer wieder geniale Momente, in denen der Regisseur zeigt, was er kann bzw. worauf es ihm eigentlich ankommt. In seinen Filmen bricht stets das Böse in die Welt, doch im Gegensatz zum Stilisten Dario Argento tut es das bei Fulci mit brachialer Gewalt: Wände brechen auf, Körper werden von Spießen durchbohrt, das Blut schießt aus Augen und Ohren… Nein, subtil ist das was Fulci uns hier zeigt nicht. Auch wenn er in „Manhattan Baby“ ein wenig verhaltener zu Werke geht als in manch anderen seiner Filme, scheint auch dieser Film mit einigem Hass inszeniert zu sein. Ich weiß nicht viel über Fulci. Aber ein glücklicher Mann, das merkt man hier, war er bestimmt nicht.

Trotzdem will ich mich nicht beschweren, denn „Manhattan Baby“ hatte wie gesagt etwas. Und wenn es nur dieses vage Gefühl ist, dass hinter der Geschichte und den Bildern eines Films mehr ist, als man rational erfassen kann. Und dass ein Amulett eben manchmal nicht nur ein Amulett ist, sondern etwas, in dem der Geist eines bösen Pharaos schlummert. Ich freue mich schon darauf, den „bösen Geist“ in den Filmen von Fulci noch etwas besser kennenzulernen.

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