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Noah (Darren Aronofsky, USA 2014)

Was muss ein Film über Noah, seine Arche und die Sintflut, welche alle Menschen vom Angesicht der Erde tilgt, leisten, um ein guter Film zu werden? Naja, episch könnte er zum Beispiel sein und die Katastrophe mit moderner CGI- und Tricktechnik besonders eindrucksvoll zeigen. Oder er könnte uns etwas Interessantes über Noah und seine Familie erzählen. Es ging doch bestimmt nicht ohne Konflikte ab, mit seinen Liebsten auf einem großen Holzschiff gefangen zu sein. Nicht zuletzt könnte der Film natürlich auch eine interessante Interpretation des Bibeltextes bieten, die eine für heutige Zeit relevante Sicht auf die Dinge liefert. Nichts davon klappt.

Dabei hat sich Darren Aronofsky wahrscheinlich all das vorgenommen, als er sich entschied, die französische Comicbuch-Serie „Noé“ zu verfilmen. Man merkt schon, dass er etwas sagen wollte zu dem Mann, der das Leben auf der Erde vor dem Aussterben rettete, indem er je einen männlichen und weiblichen Vertreter jeder Spezies auf seine Arche mitnahm, seine Beweggründe, seine Familie, die inneren und äußeren Konflikte. Allein – das ist alles schon schrecklich platt und naiv und darüber hinaus auch noch schlecht gespielt, dass es wahrlich keine Freude ist, Aronofskys Noah-Vision beizuwohnen. Noahs Handeln ist einerseits biografisch motiviert – sein Vater wurde erschlagen, deswegen hat Noah (Russell Crowe) seit jeher keine allzu hohe Meinung von den Menschen – andererseits hat er eine Vorahnung einer großen Flut und nach dem Motto „viel hilft viel“ lässt Aronofsky ihn um ihn herum auch noch ein paar entsprechende Wunder erleben. Wer da nicht anfängt, eine Arche zu bauen, hat echt den Schuss nicht gehört. Interessanter könnte es werden, was seine familiäre Situation angeht – schließlich können nicht er und seine Frau Naameh (Jennifer Conelley) allein für den ganzen Nachwuchs nach der Sintflut sorgen. Zum Glück sind da noch seine Söhne Ham (Logan Lerman), Sem (Douglas Booth) und Jafet (Leo McHugh Carroll). Doch die Frau namens Ila (Emma Watson), die für Ham am Wegesrand liegt, ist leider unfruchtbar und für die anderen beiden Söhne gibt es gar niemanden. Das macht Sem so unfroh, dass er schließlich sogar mit dem Feind Tubal-Kain (Ray Winstone) kooperiert, um seinen Vater Noah umzubringen.

Spannend wird der Film aus diesem Konflikt resultierend kurz mal nach der digitalen Sintflut – und zwar auf der Arche. Denn da offenbart sich Noah als Fanatiker, der das Kind der durch ein Wunder gebärfähig gewordenen Ila umbringen will, weil – egal – jedenfalls kann man den zornigen Ham und den um Frau und Kind früchtenden Sem gut verstehen, dass sie ihren Papa aus dem Weg schaffen wollen. Schade, dass die Frauen, Ila und Naameh hier so passiv bleiben – Noahs Frau sagt zwar, dass sie ihm das alles nicht verzeihen wird und auch die schwangere Ila äußert ihre Unzufriedenheit mit der Situation, im Großen und Ganzen machen die beiden dem Captain der Arche sein Recht, auf seinem Schiff umzubringen wen er für richtig hält, nicht streitig. Hier für ein wenig mehr charakterliche Tiefe bei den weiblichen Figuren zu sorgen, ist ein Potenzial, das Aronofsky leider nicht einmal annähernd ausschöpft.

Und so ist auch alles Weitere, das mir zu „Noah“ einfällt, irgendwie nichts Gutes. Eine interessante neue Sicht auf die Bibelgeschichte hat sich mir nicht eröffnet, die Figuren wirken platt, die Schauspieler von der Regie alleine gelassen. Die Effekte sind mäßig und der digitale Look sorgt zumindest bei mir dafür, dass sich alles ziemlich unecht anfühlt. Zugute halten kann man dem Film vielleicht noch, dass er irgendwie auch mutig ist. Man hat das Gefühl, Aronofsky tut hier das, was er tun will – ohne Rücksicht auf Verluste. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, ich hätte diese Mischung aus Bibel- und Katastrophenfilm und „Der Herr der Ringe“ lieber von Roland Emmerich oder zur Not sogar von Michael Bay gesehen. (Oh je, das klingt jetzt ganz schön schlimm.)

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