Es hat ein paar Filme gedauert, bis ich herausgefunden habe, was sich krank am besten schauen lässt. Die Antwort lautet ohne Wenn und Aber: Adam-Sandler-Filme. Ich will jetzt nicht zu allen, die ich in den letzten auf dem Sofa verbrachten Tagen gesehen habe, etwas aufschreiben. Aber wenn einer mir sogar das ein oder andere Tränchen abringt, weil er so lustig, romantisch, traurig, weise und zusammengefasst einfach wundervoll ist, dann sollte ich wohl doch ein paar Sätze dazu sagen.
Der Tierarzt Henry Roths (Adam Sandler) kann sich nicht beklagen. Das Leben auf Hawaii ist sonnig und warm, die Touristen liegen ihm zu Füßen. Eine feste Bindung kann er sich nicht vorstellen – bis er Lucy Whitmore (Drew Barrymore) trifft. Es ist Liebe auf den ersten Blick und schöner noch, Lucy scheint das gleiche zu empfinden. Doch als er sie am nächsten Tag wieder trifft, kann sie sich nicht an ihn erinnern. Denn die junge Frau hatte einen Unfall, seitdem kann sie keine neuen Informationen abspeichern. Jeden Morgen wacht sie in der Annahme auf, dass es sich um den Tag vor ihrem Unfall handelt. Während Lucys Vater Marlin (Blake Clark) und ihr Bruder Doug (Sean Astin) versuchen, Lucy ihr Schicksal zu verheimlichen und ihr den gleichen Tag immer und immer wieder vorzuspielen, will Henry sich nicht damit abfinden. Er macht sich daran, Lucys Herz jeden Tag erneut zu erobern, in der Hoffnung, dass sie sich vielleicht irgendwann an ihn erinnert…
Nun denn, warum ist „50 First Dates“ so gut?
Auch wenn die Geschichte natürlich an „Groundhog Day“ erinnert, würde ich sie als hochgradig originell durchgehen lassen. Eine Liebesgeschichte, die auf diese Weise erzählt wird, ist mir von Harold Ramis Film abgesehen nicht bekannt. Auch die Parallelen hierzu relativieren sich, wenn man sich genauer anschaut, was Adam Sandler an diesem Stoff eigentlich interessiert: In „50 First Dates“ geht es ja nicht um den Reifungsprozess des Protagonisten angesichts dessen Situation, sondern darum wie Menschen (wichtig, Mehrzahl!) mit einer schwierigen gesundheitlichen Situation einer weiteren Person umgehen, die wiederum gleichzeitig niemals zum Objekt gemacht, sondern ab einer bestimmten Phase des Film selbstbestimmt ihr Schicksal in die Hand nimmt. George Wing, der neben diesem, glaube ich, nur noch das Drehbuch für „Outsourced“ und ein paar Folgen der daraus entstandenen Serie geschrieben hat, ist hier wirklich ein sensationelles Script gelungen, bei dem zwar nicht jeder Gag zündet, bei dem aber das große Ganze stimmt.
Das ist natürlich nicht alles. Damit ein Film wie „50 First Dates“ funktionieren kann (ok, ok das gilt jetzt wahrscheinlich für die allermeisten Vertreter dieser Spezies), ist es natürlich essentiell, dass die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt. Und man muss schon ein wenig länger überlegen, um ein Film-Paar zu finden, das so gut harmoniert wie Adam Sandler und Drew Barrymore. Harrison Ford und Carrie Fischer vielleicht, oder Patrick Swayze und Demi Moore, oder Leonardo DiCaprio und Kate Winslet und vielleicht noch ein paar. Aber so viele gibt’s da nicht, denn in dieser Liga wird Luft ganz dünn.
Doch so wichtig die Schauspieler sind, kein Film ist allein ihretwegen gut. Und natürlich muss es deswegen auch noch einen wirklich guten Grund abseits der bereits genannten geben, warum 50 First Dates“ mich so umgehauen hat. Der Clou des Films ist ja – für Sandler-Filme typisch, aber oft übersehen – dass er überhaupt einen hat. Er macht ja nicht einfach eine albern-kurzweilige Liebeskomödie, sondern ein Werk, das etwas zu sagen hat. Es hat – wie bisher alles, was ich von Sandler gesehen habe – Sinn, Verstand und ganz viel Herz und diesmal und darüber hinaus auch große aktuelle Brisanz. Mir fällt auf die Schnelle jedenfalls kein anderer Film ein, der das Thema Krankheit innerhalb einer Beziehung warmherziger und liebevoller umgesetzt hat. Denn darum geht es ja eigentlich, um ein Paar, das ob der schweren Erkrankung des einen Partners und aller weiteren Widrigkeiten zum Trotz zusammenfinden und -bleibt. „50 First Dates“, eine Liebeskomödie, die sich subversiv von allen Liebesfilmklischees emanzipiert ohne dabei auf irgendetwas zu verzichten, was die Zuschauer sehen wollen und was dieses Genre ausmacht.
Also – darum!
Schön, dass dieser Film mal nicht wie so viele andere Sandler-Komödien in Deutschland am Publikum vorbeigerauscht ist, sondern die Anerkennung erhalten hat, die er meiner Meinung nach definitiv verdient. Denn wie gesagt, „50 First Dates“ ist einfach wundervoll!