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The Mutilator (Buddy Cooper, USA 1985)

„Mutilate“ – das heißt verstümmeln. Wie gut der Titel zu Buddy Coopers Film passt, ist mir aber erst mit etwas Abstand klar geworden. Natürlich geht der Antagonist des Films ganz und gar nicht sanft mit seinen Opfern um. Wenn ich nicht irre, meint der Name des Films aber noch etwas anderes. Dazu gleich mehr.

Die Geschichte von „The Mutilator“ ist ein wenig sonderbar, aber simpel: Ein Junge tötet aus Versehen seine Mutter. Sein Vater kann ihm nicht verzeihen und rächt sich Jahre später blutig an seinem Sohn und dessen Freunden. Das Gefühl, das dieser Film bei mir auslöst, ist schon um einiges komplexer. Die scheinbare Unbefangenheit des Sohnes, das Glück, das er während seines Ausflugs ins elterliche Heim mit seinen Freunden empfindet, steht im Kontrast zur grenzenlosen Verletztheit seines Vaters, die in ultrabrutalen Morden ihren blutigen Ausdruck findet. Die ältere Generation, die der jüngeren missgönnt, dass es ihr gut geht oder sogar die Schuld für die eigene Misere gibt, ist ein wie ich finde recht interessanter Subtext des Films, der soweit ich das überblicke, in Rezensionen nicht thematisiert wird. Zumal man dieses Verhältnis zwischen Jung und Alt ja auf verschiedene mögliche reale Relationen der Generationen beziehen kann: Den (Vietnam-)Krieg beispielsweise, an dem die einen noch kauen, während die anderen bitteschön nichts mehr davon wissen und lieber Spaß haben wollen. Oder auch die Freude der Jugend an Gewaltfilmen, die von den alten Sittenwächtern mehr als skeptisch beäugt wird. Denn – und hier kommt meine These –: die Alten setzen ja auch das Messer an, um die teuflischen Filme ihrer Kinder aufs Grausamste zu verstümmeln.

Vielleicht geht gerade mal wieder die Interpretation mit mir durch, aber könnte es nicht sein, dass der brutale „The Mutilator“ eigentlich (der Versuch) eine(r) Satire ist? Dazu passen würden ja auch noch einige weitere Seltsamkeiten, die ins Auge stechen, wenn man erst einmal anfängt, genauer hinzusehen. Z.B. ein weiterer Kontrast: Einerseits ist da diese große Brutalität, andererseits aber gibt es auch immer wieder einige komödiantische Ausflüge, die sich von diesem auf den ersten Blick recht trostlosen Film auffällig abheben. Dazu gehören eine sonderbare Zeitraffersequenz wie die im Abspann gezeigten Outtakes. Was einerseits nicht so recht passen will, macht beim vorgeschlagenen Interpretationsansatz doch irgendwie Sinn finde ich. Zumal sich vor diesem Hintergrund auch ein paar weitere Besonderheiten gut einfügen: So ist der Mörder die ganze Zeit bekannt. Überhaupt geht Cooper sehr offen mit dem Täter um. Der Zuschauer weiß wer es ist, meist wo er sich aufhält, und über die Motive gibt es eigentlich auch nichts zu diskutieren. Wenn der Film wirklich eine Satire auf die bzw. eine Kritik an der Zensurwut der Alten ist, die vermeintlich zum Schutz der Jugend, in Wirklichkeit aber aus einer reaktionären Haltung heraus, Kunst ihrer Kinder lieber zerstören als den Versuch zu unternehmen, sie zu verstehen, dann ist es natürlich ein subtil wunderbarer Zug von Cooper, kein Geheimnis daraus zu machen, wer hier der Bösewicht ist. Und wer gegen diese Deutung jetzt einwendet, es sei schließlich der Junge gewesen, der seine Mutter getötet und damit sozusagen den Krieg begonnen hat, der darf ruhig mal darüber nachdenken, wer denn hier ein Gewehr in der Wohnung leicht zugänglich stehen hatte.

Diese Eigenschaften, die seltsame Prämisse, die Brutalität und einige „Kontraste“, lassen „The Mutilator“ mehr als nur ein kleines bisschen aus der Masse der 1980er-Jahre-Slasher heraustreten. Wie gut ich den Film jetzt fand, kann ich nach der Erstsichtung noch gar nicht sagen. Nicht schlecht jedenfalls. In mancherlei Hinsicht bemerkenswert. Er ist wieder so ein Film, aus dem ich die meisten Morde dank des in meiner Schulzeit herumgereichten VHS-Tapes schon kannte, den ich aber nun zum ersten Mal in voller Länge gesehen habe. Zumindest fast. Denn ich habe nur die um 7 Sekunden gekürzte DVD von Vipco gesehen, bei der es zwar auch heftig zur Sache geht, der aber manche Gewaltspitzen fehlen. Eine komplett ungeschnittene Version hinterlässt möglicherweise noch einen anderen Eindruck. Wobei wir wieder beim Thema wären: Zensur. Und angesichts meiner Deutung ist es ja eigentlich auch ganz passend, den Verstümm(l)er in einer geschnittenen Version zu sehen.

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