The Babadook (Jennifer Kent, Australien 2014)

Stephen King sagt: „Deeply disturbing and highly recommended“. William Friedkin sagt: „I’ve never seen a more terrifying film“. Ich hab dann gesagt: Das klingt ja vielversprechend!

In „The Babadook“, dem Debütfilm der Australierin Jennifer Kent, geht es um die alleinerziehende Mutter Amelia (Essie Davis), die mit ihrem Sohn Samuel (Noah Wiseman) zusammenlebt. Seit dem Unfall-Tod ihres Ehemanns und Sams Vaters haben es die beiden nicht leicht, der Sohn hat Albträume, und Amelia weiß sich kaum noch zu helfen. Als sie in der Wohnung ein Kinderbuch über die Gruselgestalt Babadook findet, verschlimmert sich die Situation. Sams Albträume werden schlimmer, manchmal scheint er wie besessen. Als sich die seltsamen Vorfälle häufen, zieht sich die überforderte Frau mit ihrem Sohn immer mehr zurück.

„Angst! Wut! Zorn! Aggressive Gefühle! Die dunkle Seite der Macht sind sie!“ hat Yoda mal gesagt. Aber nicht nur das, diese Gefühle sind auch die Essenz, aus denen Horrorfilme gemacht sind – und das mindestens in dreifacher Hinsicht. Natürlich sollen solche Filme dem Zuschauer erstens ganz einfach Angst machen. Doch zweitens ist sie oft auch das Gefühl, das dem Bösen seine Macht gibt. Drittens und wichtigstens manifestieren sich in Horrorfilmen Gefühle oft zu fleischlichen Wesen. Dieser psychogenetischer Horror ist mal mehr (z.B. in „Honeymoon“ oder „Mama“), mal weniger offensichtlich (z.B. „Child’s Play“). „The Babadook“ darf hier aber, denke ich, zu den eindeutigen Vertretern gezählt werden, auch wenn Jennifer Kents geschickte Metapher über Verdrängung ihre Spannung eine Zeitlang vor allem daraus generiert, indem sie den Zuschauer über ihre Eigentlichkeit im Unklaren lässt. Die Stärke von Kents Debüt ist meiner Ansicht nach ohnehin weniger, dass es hier um eine Manifestation psychischer Zustände geht, sondern welcher Art diese sind. So könnte man den ganzen Film wahrscheinlich als düster gezeichnetes Bild über eine Depression und der Entfremdung zum eigenen Kind als Resultat von missglückter Trauerarbeit deuten. Schöne Idee. Aber.

So ganz verstehe ich die überwiegend positiven, teilweise jubelnden Reviews und zahlreichen Auszeichnungen nicht. Denn ich komme nicht darüber hinweg, dass „The Babadook“ unterm Strich doch ein recht konventionell inszenierter Horrorfilm ist, der darüber hinaus für meinen Geschmack seitens der Hauptdarstellern overacted und zusätzlich noch zäh im Mittelteil und langgezogen am Ende ist. Auch auf die Gefahr hin, dass sich das jetzt vielleicht schlimmer anhört als es gemeint ist, sage ich: „The Babadook“ ist seinem Wesen nach auf jeden Fall kein 08/15-Horrorfilm, seinem Erscheinungsbild aber eben leider schon! Frischer Wein in alten Schläuchen, sozusagen. Ich bin somit ein wenig hin und her gerissen. Ich mochte den Film, aber ich bin zugegeben auch ein kleines bisschen enttäuscht, weil ich denke, dass man die Stärken des Films besser hätte herausarbeiten können.

3 Kommentare zu „The Babadook (Jennifer Kent, Australien 2014)

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