Charlie’s Farm (Chris Sun, Australien 2015)

Manchmal ärgere ich mich ein wenig über Rezensionen, die über Horrorfilme 08/15-Texte à la „schlecht, weil vorhersehbare Handlung, unsympathische Figuren“ etc. schreiben, aber im Falle von „Charlie’s Farm“ müsste ich eigentlich das Gleiche tun, weil es viel mehr auf den ersten Blick auch nicht zu sagen gibt.

Vier Freunde, Donkey (Sam Coward – ein Künstlername?), Jason (Dean Kirkright), Natasha (Tara Reid) und Melanie () wollen ein außergewöhnliches Abenteuer erleben und auf „Charlie’s Farm“ übernachten. Dort hat vor ein paar Jahren eine degenerierte Familie grausame Morde verübt, bis diese von der Dorfgemeinschaft exekutiert wurde. Nur ihr Sohn Charlie soll überlebt haben und auf der Farm immer noch sein Unwesen treiben. Was sich auch als die Wahrheit herausstellt, wie die vier Freunde bald herausfinden.

In „Charlie’s Farm ist alles wie immer. Unsympathische, nicht besonders helle Figuren, schlechte Witze, eine – von einer kleinen Ausnahme abgesehen – in jedem Detail vorhersehbare Handlung, einen Killer, der in dem Meer von Killern der letzten Jahrzehnte absolut kein Alleinstellungsmerkmal hat, plakative, aber letztlich doch recht austauschbare Gewaltszenen und so weiter. Doch gerade weil hier alles genau so ist, wie es nun mal in der unteren Liga des Genres zu sein hat, muss sich das Gehirn halt irgendwie beschäftigen und arbeitet dann daran, die feinen Unterschiede wahrzunehmen; so dass man auf den zweiten Blick wohl bemerken könnte, dass Chris Sun hier dermaßen frech abkupfert und dabei beeindruckend konsequent hinter wirklich jedem einzelnen seiner oft auch schon nicht so tollen Vorbilder zurückbleibt, dass sich das schwerlich einfach mit einer Standarderklärung à la „der Film ist halt schlecht“ vom Tisch wischen lässt. Denn: Wirklich jede Szene ist so unglaublich präzise daneben, dass ich fast glauben möchte, dem Regisseur wäre hier die ultimative Hommage an den Bodensatz des Slasher-Genres gelungen. Sun verbeugt sich so tief vor den schlechten Filmen der Welt, dass diese dadurch fast groß und erhaben wirken.

Obwohl ich eigentlich die deutsche Blu-Ray von Meteor Film gesehen habe, musste ich dennoch das Cover des Mediabooks von ELEA-Media posten, auf dem Charlie zu sehen ist sowie die aufgespießten Köpfe von Genre-Größen wie Freddy, Michael Myers, Jason & Co. Hierin zeigt sich die wohl nicht ganz ernst zu nehmende Selbstüberschätzung des Films und weist einmal mehr den Weg, wie man „Charlie’s Farm“ letzten Endes doch goutieren kann. Der Film selbst ist ein wenig wie der Running Gag um Donkeys großen Penis, der gerade deswegen irgendwie gar nicht so verkehrt ist, weil er die meiste Zeit in der Hose bleibt.

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